Was haben ein Jugendtrainer von PSV Eindhoven, ein Unterstützer von Brasiliens frischgewähltem rechtsgerichteten Präsidenten Bolsonaro und ein Mittelfeldspieler von CFR Cluj gemeinsam? Ruud van Nistelrooy, Ronaldinho und Julio Baptista standen beim letzten Clasico ohne Messi oder Cristiano Ronaldo am 23.Dezember 2007 auf dem Platz. Während Ronaldo bekanntlich im Sommer wechselte, brach sich Messi am letzten Spieltag gegen Sevilla den Unterarm und konnte deshalb ebenfalls nicht auf dem Platz stehen. Im Camp Nou empfing der Tabellenerste aus Barcelona nun das in den letzten Spielen strauchelnde und zuletzt 480 Minuten torlose Real Madrid. Für Julen Lopetegui hatte sein erster Clasico wohl auch wegen der bisherigen Form bereits einen „Do or die“- Character.
So begann er im Vergleich zum Championsleague- Duell gegen Pilzen mit Nacho als Rechtsverteidiger, Varane rückte wieder in die Innenverteidigung. Wohl auch mit dem Gedanken Lopeteguis Barcelonas starker linker Seite angetrieben von Jordi Alba, mit mehr Defensivstärke zu begegnen. Die überlappenden Außenverteidiger spielen in der taktischen Grundausrichtung beider Teams, dem 4-3-3 eine wichtige Rolle. Hierbei wird die Zentrale entlastet und das Spiel in die Weite gezogen. Es ließ sich erkennen, dass viel über die Flügel beider Mannschaften laufen wird. Dies liegt im weiteren Ursprung darin begründet, dass Madrid kompakt die Mitte zustellt und Barcelona damit zwingt auf die Flügel zu verlagern.
In der 8. Minute hat Benzema nach Hereingabe von Bale die erste Chance des Spiels, setzt seinen Volley aber über das Tor. Zwei Minuten später scheint Lopeteguis Defensiv- Umstellung erstmals nicht zu funktionieren. Am Ende einer 92 Sekunden dauernden Passstafette mit insgesamt 30 (!) Stationen schickt Rakitic Alba auf die Reise, dessen Pass in den Rückraum verwertet Coutinho zur Führung. Die rechte Abwehrseite sollte Reals Achillesverse bleiben. Und Jordi Alba der Pfeil des Paris. Dessen Hereingabe kann Varane nach 29 Minuten nur mit einem Foul an Suarez verteidigen. Nach kurzer Überlegung mithilfe des Videoassistenten entscheidet Schiedsrichter Jose Martinez auf Elfmeter. Der Gefoulte tritt selbst an und trifft zum 2:0.Besonders in der ersten Halbzeit gelang es den Blancos nicht die Angriffe der Gastgeber über die linke Seite zu unterbinden . Ein Grund dafür ist auch, dass die Blancos es nicht schafften Alba mithilfe von Gareth Bale in Defensivarbeiten einzubinden um ihn an seinen Vorstößen zu stoppen. Es war eher umgekehrt der Fall. Dementsprechend musste oftmals Bale hinten aushelfen, was wiederum das Offensivspiel der Gäste erheblich lahmte.
In der Halbzeitpause stellte Lopetegui um. Vazquez kam für Varane, Fernandez rückte in die Innenverteidigung. Nun besetzten Marcelo & Vazquez die Flügel während Isco, Benzema und Bale die Halbräume übernahmen. Die Vorstöße der katalanischen Außenverteidiger und die so entstehenden Freiräume konnten die Madrilenen nun ausnutzen. Dies geschah auf die ähnliche Art und Weise wie es die Blaugrana in den ersten 45 Minuten praktizierten. Es sollte schnell Früchte tragen. Keine 5 Minuten nach Wiederbeginn markiert Marcelo den Anschlusstreffer. Die Umstellung, von Reals auf dem Schleuderstuhl sitzenden Trainer, zahlten sich aus. Sie konnten nun deutlich besser mit den Hausherren mithalten, als in der ersten Halbzeit. In Folge dessen erhöhen die Blancos den Druck und hatten bei Modrics Pfostenschuss nach 55 Minuten Pech. Glück haben sie fünf Minuten später auf der anderen Seite, als Suarez artistisch den Pfosten trifft. Benzema verpasst den erneuten Anschluss nach 68 Minuten per Kopf. Nach 75 Minuten köpft Suarez nach Flanke von Sergi Roberto das 3:1. Keine 2 Minuten später stand der Uruguayer erneut im Zentrum der Aufmerksamkeit. Für sein rotwürdiges Einsteigen gegen Fernandez an der Mittellinie sah er lediglich die gelbe Karte. Kurz darauf funktionierte die Kombination Roberto- Suarez erneut: Der Spanier machte zentral vor dem Tor der Madrilenen den Ball fest, steckt durch auf Suarez der mit einem eleganten Heber seinen Hattrick schnürt. Bemerkenswert in der zweiten Hälfte war die Rückwärtsbewegung von Toni Kroos der mehrfach bei Flanken im eigenen Strafraum aushalf und Flanken klärte. Der Schlusspunkt war ein Sinnbild der gesamten Partie: Jordi Alba leitet von der linken Seite über Dembelé den Angriff ein- die Flanke verwertet Arturo Vidal per Kopf. Die letzte Chance gehörte aber Benzema der den Ball aus spitzen Winkel am rechten Tor vorbeischob. Es sollte beim 5:1 bleiben. Einem Spielstand der insbesondere bei Reals zweiter Hälfte etwas zu hoch ausfällt. Lopetegui konnte die Erkenntnis besserer zweiten 45 Minuten nicht retten. Sein Schleudersitz beförderte ihn aus dem Amt.
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